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Über das MutterSEIN Vol. 3

Wie ist das eigentlich mit dem SEIN als Mutter wirklich für mich. Bleiben wir im Alltag nicht doch manchmal oder öfters im MutterTUN hängen?

 

Yeah! Endlich ist es soweit. „Über das MutterSEIN Vol. 3“ ist hiermit erschienen. Manchmal oder öfter braucht es für einen Blogbeitrag, den man schon wieder Monate im Kopf und Notizen dafür auf allen möglichen Zettelchen, Online-Planer oder bereits wieder vergessen hat, einen aktuellen, realen Moment und Bezug um mit dem Schreiben zu beginnen. So auch bei diesem Beitrag heute als ich mir wieder mal Gedanken über mich, das Leben und die Rolle als Mutter gemacht habe.

 

So habe ich mir – vielleicht auch ein wenig naiv und nicht vorbereitet (falls das überhaupt geht) – als Nicht-Mutter so manches tatsächlich romantischer vorgestellt. Zum Beispiel das Familienbett: Ich komme darauf zurück. Das eine oder andere darüber konntet ihr ja in Über das MutterSEIN Vol. 1 sowie Über das MutterSEIN Vol. 2 bereits lesen. Nein? Dann kann ich euch das wärmstens ans Herz legen. Anm. Werbung in eigener Sache. :)

 

Nun ja, es das Ganze ist nicht verwunderlich. Wir werden doch tagtäglich mit diesen Schein-Bildern in allen möglichen Medien, auf Plakaten oder vielleicht sogar von direkt von anderen Müttern, die wir auf der Straße sehen, getriggert. Wie kuschlig es doch ist und wie strahlend und ausgeschlafen wir zu dritt oder viert in einem Zwei-Meter-Bett aufwachen. Ja, es gibt solche Werbungen zu Haufe – beobachten wir doch nur mal. Und, auch wenn wir mündige, kritische Medien-Nutzer/-innen und -Bürger/-innen sind. Wir kommen (unbewusst) einfach nicht drumherum. Die letzte Werbeeinschaltung für Milchpulver, die an eine Zahnpasta-Werbung erinnert, bei welcher Vater und Mutter lächelnd, strahlend, geschminkt und geschniegelt ein Baby anstrahlen. Diese Momente gibt es. Auch Real. Ja! Die sind wunderschön. Aber wie oft tatsächlich im Alltag? Und, dieses besagte Paar ist im allermeisten Fall überhaupt kein Paar und das ebenso lächelnde Neugeborene auch nicht deren Kind. Wirklich! Ich würde auf gut bezahlte Models für den Werbespot, das Werbefoto tippen. Auch sehen wir ja tagtäglich Mütter, ganz relaxed mit Baby beim Kind.

 

So, machen wir uns nichts vor und lassen uns von solchen Bildern oder Momentaufnahmen nicht allzu sehr leiten oder uns gar in Frage stellen: „Wieso sieht DAS gerade oder nur bei mir nicht so aus?“

 

Eben weil

  • wir gerade und ausnahmsweise nicht in der weißen Bluse und gebleachten Zähnen in der Küche stehen und die hungrige Bande versorgen, weil wir sie lieben und nur das Beste für sie tun / wollen.
  • uns im Moment gerade nicht nach Lächeln, sondern eher nach Nur-Schlafen zu Mute ist.
  • das Kind gerade einfach nur schreit, getragen wird und uns als Mensch, der bedingungslos liebt braucht und sich gerade nicht hellwach mit dem Engelslächeln bestaunen lassen will.
  • der Partner bei der Arbeit ist oder es den besagten Partner vielleicht überhaupt nicht gibt und ich diesen wunderbaren Moment – des Kind-Anschauens – jetzt nicht mit jemandem teilen kann.

WAS? Du lässt dein alleine Kind vor dem Fernseher sitzen?

„Dein Kind schaut schon fern? Die Kinder werden ja wirklich schon sehr, zu früh vor den Fernseher gesetzt. Und das einfach nur, weil die Mutter ihre Ruhe haben möchte“, diesen Gedanken hatte ich. Ehrlich. Als ich noch nicht in der Rolle der Mutter war. Diese Aussage höre ich. Immer wieder. Ungefragt. Beim Spazieren gehen mit Baby. Von einem älteren Herrn: „Das ist gut, dass Sie noch mit dem Kind rausgehen. Dass das Kind ein echtes Tier sehen darf. Heutzutage sehen die Kinder eine Kuh ja nur noch im Fernseher und wissen gar nicht, dass diese nicht nur reden, sondern auch Milch geben kann.“ Jetzt – ja es hat auch wirklich ein paar Jahre gedauert – kann ich sagen: „Ja, ich setze mein Kind vor den Fernseher (Anm. Naja, eigentlich vor den Computer mit einer DVD, weil wir keinen Fernseher einschalten.), um für mich ein paar ruhige Minuten zu haben, einfach zu rasten oder um etwas tun zu können.“ Auch wenn ich für mich und den Kleinen noch die Auflage habe, dass das nur ab Mittag geht und auch nur, wenn ich alleine bin und das Kind nicht bereits an diesem Tag in der Kinderbetreuung war. Sprich: Wenn ich an diesem Tag noch keine Gelegenheit hatte nur FÜR MICH zu sein.

 

Denn:

  • Wer hat sich um die letzten Urlaube gekümmert?
  • Wer hat sich um den Nikolaus, Weihnachten und die Geburtstage geschoren?
  • Wer sorgt für eine Grundordnung in der Wohnung und die täglichen Dinge im Haushalt?
  • Wer bemüht sich um geputzte Zähne, frische Kleidung und laufende Wartungsarbeiten?
  • Wer erledigt oder im besten Fall organisiert die wöchentlichen Reinigungsarbeiten?
  • Wer knüpft aktiv Kontakte für ein soziales Umfeld als Familie, für das Kind?
  • Wer motiviert, federt ab, gleicht aus, reguliert, gleicht aus, macht, tut?
  • Wer ermöglicht es gerne und unaufgefordert dem Kind Kontakte zu Gleichaltrigen/Freunden?
  • Wer ermöglicht dem Kind eine Bibliothek zu besuchen und nutzen?
  • Wer nimmt aktiv am Geschehen in der Kinderbetreuung und im Ortszentrum teil?
  • Wer tätigt die Einkäufe und die Organisation der Mahlzeiten?
  • Wer bleibt zu Hause, wenn das Kind erkrankt?
  • Wer überweist pünktlich die eintrudelnden Rechnungen?
  • Wer managet den Familienkalender und organisiert Kinderarzttermine?
  • Wer arbeitet zusätzlich außerhäuslich zwischen dem Bringen und Abholen des Kindes?
  • Wer organisiert eine Kinderbetreuung für das nächste, seltene Date mit dem Partner?
  • Wer arrangiert sich so, dass das Kind regionale Bräuche, verschiedenste Menschen und Einrichtungen für ein „open-mind“ kennen lernen darf?

Ich für mich kann sagen: Die Mutter. Ich!

Auch wenn ich einen Partner habe, der sich einbringt und Zeit mit dem Kind verbringt.

 

Und bei dir?

 

Oder noch einfacher können wir uns als Mutter/Vater oder Eltern uns die Frage stellen: "Was habe ich/wir die letzten 48 Stunden gemacht?" Die Antworten am besten aufgeschrieben, um das Ganze noch zu verbildlichen, werden uns ein "Wow!" oder "Uff!" hervorlocken. Die Dinge zu markieren, die wir tatsächlich als FÜR UNS / alleine mit uns gemacht haben, wird dem Bild und uns noch etwas anderes verdeutlichen. 

 

Das TUN bringt mich – wie auch viele andere Mütter, die es zumindest in meinem (!) Umfeld gibt – immer wieder an die persönlichen Grenzen. An den Rand der Erschöpfung. Immer wieder und immer mehr lerne ich dabei „Nein“ zu sagen. Nein, ich/wir müssen nicht überall dabei sein. Nein, mein Kind muss nicht in die musikalische Früherziehung. Nein, mein Kind darf Kind sein. Mein Kind darf SEIN. Zu Hause. In der Betreuung. Es darf. Es muss nicht. Es soll einfach nur SEIN. So wie er ist. Ich bin. Und, ER ist. Und immer darf ich (zum Glück) spüren, wie es mir und meinem Kind geht, was es braucht. In den allermeisten ist das nicht das Bedürfnis pünktlich, auf Termin irgendwo zum gemeinsamen Turnen hinzugehen. Ich darf spüren, welche Bedürfnisse ich habe. Und ich darf zu meinen Werten stehen, bspw.

  • Zeit mit dem Kind > Materielle(s) / Geschenke.
  • Soziale Kontakte und Beziehungen > Geld anzuhäufen.
  • Weniger ist mehr. Minimalismus befreit uns.
  • Ich darf Arbeiten, um mich selbst zu verwirklichen anstelle ich muss arbeiten zu sagen.
  • Ausreichend Zeit am Essenstisch zu verbringen anstelle Schnell-Schnell-Zwischendurch.
  • Für mich einstehen und mich auch um meine Bedürfnisse zu sorgen.

Denn nur dann geht es mir gut. Als Mutter. Als Frau. Denn das ganz natürliche Bedürfnis von Wertschätzung von außen, kommt gerade als Mutter oftmals zu kurz. Zu oft kümmern wir uns um o. g. Dinge für uns als Familie, für die Partnerschaft, für das Kind: Ungefragt. Ungebeten. Unbezahlt. Unsichtbar. „Geht´s der Mutter/Vater gut, geht´s dem Kind gut.“ Ja!

 

Die Idee konkret zu diesem Thema ein paar Worte am Blog zu schreiben, hatte ich als mein Gefühl durch einen kurzen, wissenschaftlichen Spot mit befragten Kindern und Eltern bestätigt wurde. KindSEIN hat oftmals nichts mehr mit Sein zu tun. Vielmehr: „KindSEIN ist Vollzeitjob“. Alleine die Aussage birgt schon so viel an Widerspruch in sich und ist von Natur aus sicher nicht so vorgesehen. Zeit mit den eigenen Eltern zu verbringen ist – so bestätige es eben auch diese Studie – keine Selbstverständlichkeit. Es heißt: Aufstehen. Wenn nicht dafür schon geweckt worden zu sein. Keine Zeit zum Frühstücken zu haben. Im Auto zu frühstücken oder erst gar nicht. Zeit miteinander nur am Wochenende zu haben und diese dann Auszufüllen mit Besuchen und Aktivitäten. Das Smartphone als Rund-um-die-Uhr-Begleiter auf Sofa und im Bett zu haben. Auch diese befragten wie auch unsere eigenen Kinder sehnen sich nur nach Zeit miteinander, Zeit füreinander, Zeit mit Mama, Papa, der großen Schwester, den Freunden und dem Haustier. Der Liebe. Dem Da-SEIN. Dem Sein.

 

Den Beitrag versuche ich nochmals im Netz zu finden und euch in den Social Media Kanälen zu verlinken: www.instagram.com/krautblog bzw. www.facebook.com/krautblog.at. Und: Fragen wir doch mal mit offenem Herzen unsere Kinder: „Was brauchst du wirklich im Leben?“ Die Antworten werden uns verblüffen. Wir werden eben z. B. obige Antworten erhalten, die wir nicht erwartet hätten.

 

Bauen wir uns ein Dorf!

Dem afrikanischen Sprichwort „Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen.“ kann ich zwischenzeitlich und das nicht erst nach vier Jahren nur zustimmen. Oder eben vor allem der Abwandlung a´ la Andrea: „Es braucht ein ganzes Dorf, um das Kind stark zu machen. Dem Kind Wurzeln und Flügel auf seinem eigenen Weg mitzugeben.“. Ihr wisst ich habe eine Aversion gegenüber dem Wort „Erziehung“. Darauf bin ich ja am Blog schon mal eingegangen (Kurz: Ich will ja nicht an meinem Kind ziehen, es dressieren oder eben er-ziehen wie einen Hund.“).

 

Das Dorf widerspricht nicht dem KindSEIN. Das gemeinte Dorf gestaltet sich heutzutage allerdings und in vielen Fällen eben nicht mehr aus DEM Dorf: Den eigenen Eltern, Großeltern, Tanten und Onkels. Vielmehr aus einem Dorf, das wir uns selbst in unserem Umfeld (örtlich wie sozial) mit der Geburt eines Kindes aufbauen (sollten). Zum Dorf können oder wird dann der pensionierte Nachbar zwei Stöcke über uns oder die Leihoma, die wir über gleichnamiges Portal gefunden haben, zählen. Die Kleinkindbetreuungseinrichtung ebenso wie die zweifache Mutter, die wir dort kennen gelernt haben. Oder aber die leidenschaftlich und ehrenamtliche Tätige, die eine Aufgabe und Zeit mit Kindern sucht. Die Familienhelferin oder engagierte Haushaltshilfe.

 

Sicher ist: Wir brauchen ein, dieses Dorf um uns. Das Dorf tut uns gut. Das Dorf tut auch dem Kind gut, das wir über alles lieben.

 

Und wie euch wahrscheinlich – alleine schon in der Aufzählung – aufgefallen ist, ist dieses Dorf nach wie vor überwiegend Weiblich. Auch wenn sich ein Wandel ab zeigt, sind dafür noch viele Schritte notwendig. So verweisen z. B. Zahlen in Vorarlberg auf,

  • dass das Pensionssplitting bislang noch nicht (oder in einer nicht berücksichtigbaren, an zwei Händen zählbaren Zahl) in Anspruch genommen wird.
  • dass Frauen länger als Männer bei den Kindern zu Hause bleiben und nicht pensionsversichert sind.
  • dass sich das Kind nach 30 + 6 Monaten selbstversorgt (siehe „Über das MutterSEIN Vol. 1").
  • dass Frauen nach wie vor weniger verdienen als Männer in vergleichbaren Berufen.
  • dass Frauen häufiger unbezahlten Tätigkeiten widmen als Männer.
  • dass „Mutter“ als Berufsbezeichnung nicht anerkannt ist. Akzeptabel: „Hausfrau“, die ich allerdings auch ohne Kind/er sein kann.

 

So, kümmern wir uns als Mütter um unser Dorf, um uns selbst. Für uns. Für unsere Kinder. Für unsere Beziehungen.

 

 

Und, um die Fragen eingangs zu beantworten „Was das mit Sein zu tun hat?“. Das frage ich mich tatsächlich auch so manches Mal. Und doch bin ich nach wie vor überzeugt, dass es gerade um dieses MutterSEIN geht. Ich bin. Ich bin Mutter. Und nicht um das „Ich biete als Mutter an“, „Ich tue als Mutter“, etc.

 

Um den Schulterschluss zu ziehen zu meinem Überthema des gesamten Bloges der Nachhaltigkeit und dem nachhaltigen Kommunizieren. Auch und gerade als Mutter ist Kommunizieren alles. Wichtig. Essentiell. Für eine nachhaltige Entwicklung des Kindes, der Beziehungen.

 

In diesem Sinne grüße ich euch bis zum nächsten Mal ganz herzlich.

 

Andrea*

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